Freitag, 14. September 2018

Tag 51 - Gib' mir die Kugel!


Hallo meine Schäfchen! 🐑🐏

Heute gibt es richtig was  zu erzählen und zwar frei nach dem Motto „Wer den Schaden hat, baucht für den Spott nicht sorgen!“ Also los… Ramona und ich hatten ausgemacht um 8 Uhr aufzustehen, ganz entspannt spazieren zu gehen, dann die Schafe zu machen und dann sollte es losgehen zum “Whale Watching“🐋👀. Heute war Wale und Delphine gucken angesagt. Ich bin um 07:40 aufgestanden, weil ich noch duschen wollte und war dann um 8 Uhr unten in der Küche und hab dann schon mal schonendes Frühstück gegessen. Jogurt und ein Toast. Da wir gestern noch fix im „Centra“ waren, gab es auch wieder richtige Milch für den Kakao und nicht den hafer-Scheiß. Ist mal ganz okay, aber kein Vergleich zu guter irischer Kuhmilch (frisch!)
Ich hab dann beschlossen, dass wir erst die Schafe machen – für den Fall dass es da irgendwelche unvorhergesehenen Katastrophen gibt – und dann spazieren gehen. Die unvorhergesehene Katastrophe gab es dann auch gleich bei der Ankunft am ersten Tor oben, vom dem man diesen tollen Ausblick zum Turm runter hat. Das Tor daneben, was oben das Feld 1 verriegelt, stand sperrangelweit offen. Ich hab nur so zu Ramona rüber auf den Beifahrersitz geschaut und gefragt „hast Du das etwa nicht richtig zugemacht?!“ alles schön langgezogen, weil ich ja wusste, dass sie die letzte da dran war und es so sein musste. Wir  sind zusammen ausgestiegen und zum Tor und sie sagt: „Doch, ich hab das SO zu gemacht!“ und zeigte es mir. Ja… sie hatte den Stift zwar hinter den Riegel geschoben, aber nur ganz nau. Sie hatte den Schlitzt in der Führung des Riegels nicht gesehen. Hätte sie den Riegel um 180° gedreht, hätte die den Riegel doppelt so weit in die Führung schieben können und Cheeky, die kleine Mistkröte, hätte das Tor nicht aufdrücken können.
War aber alles nur halb so schlimm, der Großteil der Bande war zwar ausgebüchst, aber nur auf die Nachbarwiese, zur Seeseite runter. Ich hab Ramona einfach gesagt, sie soll mal n bisschen mit’m Hafereimer klappern, dann kommen die schon. War auch so – alles cool.
Dann sind wir zurück nach „Clearwater“ und gleich weiter Gassi zum Hafen. Da kurz chillen, also so 5min - wir hatten ja noch was vor heute – und dann wieder ab nach Hus. Ramona hat dann ihr Frühstück nachgeholt und dann war es nach allem auch schon 10 Uhr und wir sind los gestartet zum Pier. Die Mail, in der stand, dass wir nicht um 10:30 Uhr sondern erst um 11:15 Uhr starten, kam bei mir allerdings erst heute Nachmittag an, nachdem wir die Tour schon hinter uns hatten.
Jetzt mal zur Tour selbst. Wir waren die ersten auf dem Boot und weil wir so früh waren und ewig keiner kam, dachten wir schon, dass es vielleicht ne Privat-Vorführung wird, weil außer uns wegen der eigentlich nicht so guten Wettervorhersage keiner weiter gebucht hatte. Aber dem war nicht so. Gegen 11 Uhr trudelten alle ein. Wir waren 11 Leute plus Collin (ihm gehört das Boot und er macht die Tour) und seiner Frau. Er sagte dass es heute nicht so ein guter Tag sei um das zu machen, weil es wirklich sehr windig war. Die Wellen waren ziemlich hoch und er hatte angekündigt, dass wir vielleicht nur ne kleine Runde zum halben Preis machen würden. Mal sehen. Wir sind also gestartet und die Wellen waren wirklich echt hoch. Ramona und ich standen vorne am Bug, haben kurz mal einen auf Titanic gemacht (einfach weil’s mega witzig war) und sind sonst nur am Wippen und quasi Auf- und Ab-fliegen gewesen. Die Wellen waren teilweise so hoch, dass die vorne über das Boot geschwappt sind und wir mega geduscht wurden. Gut, dass wir beide unsere coolen Engelbert-Strauß-Jacken anhatten. Wind- und wasserdicht! ;)


Nachdem wir 2h mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit rausgebügelt sind – ja, kurz mal an ein paar Inseln vorbei und langsam gefahren zum Gucken, Staunen und Bilder machen – haben wir die ersten Delphine in der Ferne gesehen. Ich musste zwischendurch meine Medikamente nehmen, weil es um die Mittagszeit rum war und ich fragte mich wie viele auf so einem Trip - auch wenn es nicht so stürmisch war wie heute – wohl ihre Handys ins Wasser fallen lassen und wie viele wohl seekrank werden und kotzen müssen. Ich war noch nie seekrank – Gott sei Dank! Als wir die ersten Delphine in der Ferne sahen, konnte ich leider gar nichts erkennen, Ramona schon. Boah, ich hoffte dass das nicht die einzigen bleiben würden. Ich wollte unbedingt einen von Nahem sehen. Collin meinte zu Beginn, die kommen immer wenn sie in Reichweite sind ran und spielen mit dem Boot, weil die das einfach lustig zu finden scheinen. Ich drückte die Daumen. Wir standen dann eine Zeit mal hier und mal da rum weil Collin und seine Frau Ausschau hielten. Die hatten natürlich einen viel geschulteren Blick für die ganze Sache. Was allerdings nicht so cool war, dass Collins schon sehr betriebsblind war. Er war nicht nur schon seit locker 30min parallel zu den Wellen durch das offene Meer gerauscht, immer noch bei Wellengang wie Hulle, er parkte das Boot quasi auch genauso. Parallel zu den Meterhohen Wellen. Mir drängte sich die Frage auf ob es so schlau war, so einen 4-stündige Bootstour mit einem Magengeschwür zu machen. Langsam aber sicher wurde mir schlecht, als wir da so rumschaukelten. Ich hatte mich vor eine Weile schon auf die Bank gesetzt, weil immer nur vorne am Bug stehen nicht nur glücklich sondern auch K.O und evtl. Muskelkater macht. Also ab auf die Bank. Da ich da aber so richtig durchgeschaukelt wurde, volle Breitseite und so, hab ich mich lieber hinter die Steuer-Kabine gestellt, denn so konnte ich mich festhalten und mit den Beinen etwas ganze Geschaukel ausgleichen. Half aber alle nichts, ne halbe Stunde später hing Caro erstmal schön über der Reling und hat von Bord gereihert!  Jawoll!
Ramona kam gleich an und fragte ob irgendwas mit dem Bauch sei, aber das war dann wohl normale Seekrankheit. Ach Du Scheiße! Ich wollte sterben! Das war furchtbar. Dann haben wir immer wieder Delphine gesehen. So richtig nah! …nachdem ich schon das 1. Mal (ja, das erste Mal!^^) gekotzt hatte. Ich konnte mich gar nicht so richtig darüber freuen. Hab genau Ein Video gemacht und ein paar Bilder, nur 2-3 davon sind ganz okay, keines richtig gut. Voll Schade. Ramona versuchte mich etwas zu trösten und meinte ihr sei auch ganz schlecht. Es gab noch einige deutsch sprechende Menschen auf dem Boot und eine Frau hatte Reisetabletten dabei. Ich sagte Ihr dass ich ein Magengeschwür hatte und daraufhin las ihr Mann den Beipackzettel und der 4. Punkt in der „Nimm’s nicht, wenn…-Liste“ war, „man schon Mittel gegen Magen- oder Darmgeschwüre nimmt.“ Okay, damit war ich raus. Da ich schon 10 Tage schmerzen durchlitten hatte, grade schon wieder wollte dass mir jemand die Kugel gibt und ich vor 4 Tagen erst aus dem Krankenhaus gekommen bin, wollte ich die auf keinen Fall nehmen, sondern lieber einfach still vor mich hin leidend sterben. Aber schnell! JANZ SCHNELL!
Nachdem ich gekotzt hatte, fühlte ich mich tatsächlich etwas besser, war ja erstmal alles raus. Ich setzte mich wieder auf die Bank, aber ich fühlte mich… wie ausgekotzt. Ganz schwach… und so wie das Boot schaukelte, war es eh schon schwer zu laufen. Für mich - sowieso angeschlagen und immer noch im Schongang – war es quasi unmöglich. Ich machte immer wieder die Augen zu und nein, das machte es nicht schlimmer. Im Gegenteil, ich wäre öfter mal fast weggepennt. Schlecht ging es mir trotzdem. Als ich die Auge n öffnete, sah ich Ramona an der Reling stehen, wie sie zu mir rüber schaute und mir den Daumen zeigte.. ich schaute kurz runter und wieder zu ihr rauf… da war se am Kotzen! :D
Na super. Die beiden verrückten Weiber, die anfangs nur rumgeflachst hatten und auch noch in Partner-Look-Jacken unterwegs waren, konnten beide nichts ab und auch nicht mehr an sich halten. Schön abwechselnd gekotzt. Der Knüller kam aber noch, wartet’s ab! Wir sind weiter gefahren und jeder der mich zwischendurch fragte wie es mir ginge, bekam dieselbe Antwort: „Gib mir die Kugel!“ Der Typ, der mich auf di Frau mit den Reisetabletten aufmerksam gemacht hatte, sagte dass meine Freundin schon aus Solidarität mit-kotzt. Ich hab ihm dann erzählt verklickert, dass wir zwar die leben Jacken anhaben, aber Freunde eigentlich zu viel gesagt wäre, weil wir uns erst seit Sonntag kennen, da wir auf der gleichen Farm arbeiten. Na egal, lustig war die Aussage schon.^^ Dann kamen wieder Delphine und wieder stoppte Collin das Boot. Diesmal schaltete er den Motor ab. Oh Du lieber Gott, der wollte länger stehen bleiben. Alter, hattest Du kein Mitleid  oder was?! Wir standen mitten auf dem atlantischen Ozean, 2h weg vom Festland, bei einem Wellengang der schon 2 von 11 Leuten (wie viel Prozent das auch immer sein mögen?!) zum Bröckeln gebracht hatte und er stoppte das Boot?! Für Länger?!?!! Ich hasse ihn! Ich hatte die Kamera eingepackt. Ich wollte nur noch sterben. Ich hab kurz überlegt vom Boot zu springen und mich auf dem Rücken liegend treiben zu lassen, weil es dann nicht so schaukelt würde unter mir. Aber ich tat’s nicht. Peter hat im Nachhinein übrigens erzählt, dass die Leute, die wirklich richtig schlimm seekrank sind, das wirklich machen weil es ihnen in so kurzer Zeit so schlecht geht, dass es ihnen egal ist ob sie leben oder sterben. Sie wollen nur dass es vorbei ist. Harter Tobak, aber wahr. Collin fing erstmal an zu angeln.
 Der wollte der Meute natürlich noch irgendwas zeigen, weil der eine Wal den wir gesichtet hatten (ich nicht^^) ziemlich weit weg war und wir ihn nicht einholten oder er eben verschwand und wir sonst nur Delphine gesehen hatte. Er angelte erstmal voll den großen Fisch ey! Ich hab nicht gesehen wie er ihn rausgeholt hat (ha ha^^), nur wie sich die Angelt verbogen hatte, denn auch wenn mein Bauch schon völlig leer war (ich hoffte nur dass die winzigen Tabletten sich binnen einer Stunde ohne Kotzen schon aufgelöst hatten), standen wir schon wieder seit einigen Minuten parallel zu den krassen Wellen und so war ich schon wieder damit beschäftigt Ulf zu rufen. Diesmal auf der anderen Seite. Und als Collin den Fisch geangelt hatte, packte der echt neben mir ein Brett auf das Fass schaut mich an, als ich einen kurzen Blick riskierte (ich wollte ja auch wissen was er da gefangen hatte, auch wenn ich grade am Kotzen war)  und schlug den Fisch erstmal neben mir tot. Mit dem Kopf direkt neben mir das das Brett. 2sek später hatte er ihn schon aufgeschlitzt und riss ihm die Eingeweide raus! DAS brauchte ich ja jetzt noch! Ramona musste erstmal hart feiern! So viel Wasser wie die sich auf dem Boot reingeschölpert hatte, ist es im Nachhinein betrachtet eigentlich ein kleines Wunder, dass sie sich nicht eingepisst hat, vor Lachen. Man, man, man! Was war ich ein Lappen!
Dann hat Collin Gott sei Dank den toten Fisch eingepackt oder die Möwen mit seinen Resten gefüttert oder was weiß ich – auf jeden Fall sind wir weiter gefahren. Diesmal mit den Wellen und nicht parallel, aber dafür wieder recht schnell.
Ich hatte gefühlt nur alle 5min die Augen offen und es konnte nicht schnell genug gehen. Als wir wieder kurz vor den Buch mit “Reen Pier“ waren, von wo aus wir abgelegt hatten ging es mit dem flauen Gefühl im Bauch endlich wieder. Durch die Fahrtrichtung und das immer ruhiger werdende Wasser, aufgrund der Nähe zum Festland, waren die letzten 5min nicht mehr von meinem grünen Gesicht und unsäglichem Leid geplagt. Und nein, ich übertreibe nicht! Ich hab immer noch auch n Magengeschwür, ey! Ich hab richtig gelitten heute. Ja, okay… ich hab auch ein paar Delphine gesehen, aber ich konnte das wirklich nicht genießen. Nach 2h war alles einfach nur noch der Horror und ich hab gebetet, dass mir jemand die Lichter auspustet.
Als wir am Pier waren, mussten wir mit mal nicht nur einen Schritt rüber zum Steg machen, sondern eine Leiter locker 2,50m hochklettern. Krass! Am Strand kann man so gar nicht einschätzen wie hoch der Unterschied des Wasserstandes bei Ebbe und Flut wirklich war. An den Felsen in der Ferne konnte man das sehen, aber hier war das was ganz anderes. Der Wahnsinn! Wir haben alle bezahlt als wir vom Boot sind und ich hab mich gefragt wieso ich mir diese Folter überhaupt angetan hab – und vor allem wieso ich dafür auch noch löhnen musste. Der Horror sag ich Euch. Ich hab vorher ja gesagt, dass ich mit Sicherheit heulen werde, wenn ich heute Delphine sehe… und das hab ich irgendwie auch. Zwar nicht wegen den Delphinen aber naja. Erst hatte ich einfach mal den krassen Fahrtwind im Gesicht, als Collin die Lichtgeschwindigkeit eingeschaltet hat und dann nach 3h wollte ich nur noch ins Gras beißen, deswegen hab ich geheult. Hat aber keine Sau interessiert und auf dem Rückweg waren wir da eh schon. Zumal: Ich hatte als erste gekotzt heute. Peinlichkeit gab es nicht mehr, alle scheiß egal. Lass laufen!

Als wir Zuhause waren und ich noch meinte: „Hoffentlich fragt Peter nicht wie es war“, bin ich kurz erstmal hoch in mein Zimmer. Hatte geduscht und mich mit meiner Wärmflasche ins Bett gelegt. Wir wurden nassgespritzt und waren durchgefroren an den Hosen.Dann hörte cih wie Peter mit Ramona am reden war. Natürlich hat Ramona ihm erstmal brühwarm erzählt, dass wir beide schön gekotzt haben. Das Wort wusste sie zwar nicht mehr, weder das höfliche, noch die Jugendsprach-Version, aber Peter hatte schon verstanden was sie meinte. Wir taten ihm Leid. Er hat dann erstmal schön n Topf mit “Irish Stew“ gekocht damit die Mädels nochmal was in den Bauch bekommen heute. War ja nichts mehr drin. Ich blieb allerdings bei meinem Haferbrei. Schonkost. Ich hatte genug gelitten heute. Ich würde ja sagen, dass es ganz nett war mal einen anderen Bauchschmerz zu fühlen, als den wen die Säure anfängt dich selbst zu zersetzen und alles nur noch brennt und Du willst, dass der Arzt Dich aufschneidet und Dir einfach den gesamten Magen rausnimmt damit es vorbei ist, aber nein… So war das nicht. Dieses Übelkeits-Ding vom Seekrank sein ist genauso schlimm. Ich wollte nur, dass mir einer die Kugel gibt. Ich wusste auch das englische Sprichwort dafür. Und als Ramona Peter erzählen wollte, wie wir gelitten haben wie zwei kleine Hunde und wie sie mich anfangs noch bemitleidet hatte (bis es bei ihr losging!^^) sagte ich ihm einfach: „I prayed for someone who blows my mind out!“ zu Deutsch: „Ich hab gebetet, dass mir jemand die Kugel gibt!“ oder wörtlicher: “Ich hab gebetet, das mir jemand den Kopf weg bläßt.“ Peter hatte Mitgefühl, aber lachen musste er auch. War aber okay, denn mittlerweile konnten wir da auch drüber lachen. Es ist zwar schade, dass ich das mit den Delphinen nicht so wirklich genießen konnte und noch mehr dass ich nicht wirklich viele und schon gar keine wirklich guten Bilder gemach hab (machen konnte!), aber nochmal tu ich mir das nicht an. Um keinen Preis der Welt. Ich fahr nur noch auf ruhige Gewässer!



So… viel Gelaber, viele gelitten, viel Gefluche… Und viele, viele Kugeln, die ich mir heute gegen wollte… Aber damit ist’s jetzt auch vorbei.

Flauschige-feuchte Grüße 🐑💦
Und bis morgen!


P.S.:
Heute hätte ich wieder ein paar Alternativ-Überschriften für Euch, aber sie hätten alle zu viel vom Ausgang der Geschichte preisgegeben: Hier sind aber meine Favoriten:
"The Vomiting Women", "Die Kotze-Kinder" oder "Wie Caro ihr Essen verlor"

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